Rundgang durch die Dorfkirche von Pinnow
Gegenüber dem prächtigen alten Pfarrgehöft öffnet sich ein hölzernes Tor auf den Friedhof mit seinem wunderbaren alten Baumbestand.
Der Besucher wird auf einem Weglein entlang der restaurierten Kirchenfassade zum Westgiebel geleitet von wo er einen schönen Blick über den Dorfsee hat. Durch eine kolorierte Spitzbogentür am Westgiebel betritt er dann den hellen Kirchenraum.
Kirchtür am Westgiebel im „Zopfstil“ (1760-1790) |
Innenraum: Empore an der Südseite | Taufe mit Krone, geschnitzt |
Der Blick fällt auf einen schlichten Altar mit der Darstellung einer barocken Abendmahlszene, die Kanzel mit bunten Evangelistenmotiven und die Gutsbesitzerempore an der Südwand des Altarraumes sowie ein schön geschnitztes Taufbecken.
Der älteste Teil des Altars, der Altartisch, enthält einen Grundstein aus dem Jahr 1602.
Bis in die späten 1950iger Jahre ragte eine vertikal verbundene Konstruktion von und Kanzel (ca. 17. Jhdt) noch als Kanzelaltar in der Mitte der Kirche empor und es existierten damals noch 2 Emporen (Fertigung ca. 1800): links an der Nordwand für die Gutsbesitzerfamilien von Pinnow, rechts an der Südseite für die Gutsbesitzerfamilien von Lentschow. Früher gelangten diese durch eine Pforte auf der Nord- und Südseite in die Kirche.
Kanzelaltarkonstruktion und beidseitige Emporen (Aufnahmen ca 1951) |
Eindrucksvoll sind die gut erkennbaren baulichen Veränderungen der Fenster- und Türdurchbrüche der Backsteinwände über die Jahrhunderte:
Nischen mit mittelalterlicher Putzmalerei an der Ostwand im Altarraum |
Anlässlich der bauhistorischen Untersuchungen während der Restaurierung der Pinnower Dorfkirche wurde dem auffälligsten Baumerkmal besondere Aufmerksamkeit gewidmet: Schon in der ersten Bauphase um das Jahr 1400 herum wurden in die gesamten Innenwände Nischen unterschiedlichster Größe eingelassen, die so zahlreich waren, dass die Stabilität des Mauerwerks von außen durch Stützpfeiler gesichert werden musste (Quelle: André Lutze, Bauhistoriker, Greifswald; Vortrag vor der Mitgliederversammlung des Fördervereins 19.06.2010).
Über die Funktion der Nischen in Pinnow ist uns bisher keine schriftliche Überlieferung bekannt, sie wurden jedoch bereits früh durch Putzmalerei hervorgehoben und können Heiligenbilder oder -figuren, Votivtafeln und sakrale Gegenstände Platz geboten haben. Möglicherweise waren die Nischen im Bereich der heutigen Fenster über einen hölzernen Rundgang auf einer 2. Ebene zugänglich. Pinnow scheint im pommerschen Raum die einzige Dorfkirche mit so zahlreichen Mauernischen zu sein. Einige der Nischen wurde im 18./19. Jahrhundert zu Fenstern umfunktioniert.
Altarraum mit Fenstern in Nordosten |
Als mögliche Bauphasen lassen sich unterscheiden:
(Quelle: Gutachten Reinhard Labs, Restaurator - „Restauratorische Voruntersuchung auf Fassadenfolge in der Architekturfarbigkeit und Bauuntersuchung in der Pinnower Kirche“, Greifswald 7.7.1993)
- Fassung (Mittelalter, spätes 14. Jhdt): rechteckiger Grundriss und 3
Eingangsportale an Süd-, West- und Nordseite, backsteinsichtige Fassade
und je 2 Fenster an der Süd – und Nordseite.
- Fassung (Renaissance 17./18. Jhdt.): Verkleinerung
des Westportals, Zumauern des Süd- und Nordportals, Anbringen der 4 unverbundenen
Eckpfeiler außen am Mauerwerk. (Untersuchungen von Bauhistoriker Lutze 2008-2010
lassen vermuten, dass zumindest 1 Stützpfeiler der Nordwand bereits während
der ersten Bauphase erforderlich wurde)
Die Kirche erhielt einen Außenputz. - Fassung (18./19.Jhdt.): große Veränderungen
im Bereich der Fenster. Die mittelalterliche Fensterleibung ( 1 ½ Stein)
wurde beseitigt und vergrößert. Aus 2 Blindnischen der Südseite entstehen 2
zusätzliche Fenster, aber auf der Nordseite wird mit den Bruchsteinen der
Südseite das nordwestliche Fenster zugemauert. Anbringen von 2 unverbundenen
Stützpfeilern an der Nordseite.
- Fassung (19./20. Jhdt.): West- und Ostgiebel
werden im oberen Anteil (Giebeldreiecke) neu aufgemauert und der zusätzliche
Stützpfeiler auf der Südseite angemauert.
- Fassung (nach 1945): Zementputz der gesamten Fassade